Zebrafischs Mahlzeit vor dem Test

Eine Aussage unabhängig überprüfen zu können ist ein wichtiges Element der wissenschaftlichen Methode. Wenn Max in Magdeburg und Daniela in Dresden jeweils ein gleichartiges Pendel aufhängen und dann verschiedene Schwingungszeiten beobachten, könnten sie sich fragen woran das liegt. Daniela und Max müssten alle möglichen Details untersuchen, zum Beispiel die genaue Pendellänge, die verwendete Uhr oder vielleicht das Wetter am Versuchstag. Natürlich kann es sein, dass ein wichtiges Detail gar nicht notiert wurde und so vorerst untergeht. Bei Vehaltenstests von Tieren ist es nicht anders, auch hier muss der Versuchsaufbau genau beschrieben werden. Zebrafische sind in der Forschung sehr beliebt. Dort werden sie unter anderem in ein für sie unbekanntes Aquarium gesetzt und beobachtet. Ängstliche Fische verbringen dann mehr Zeit am Grund des Aquariums, während furchtlose Exemplare öfter zur Wasseroberfläche schwimmen. Eine Verhaltensänderung könnte von genetischen Unterschieden hervorgerufen werden, von Chemikalien im Wasser oder von anderen Faktoren. Brasilianische Wissenschaftler haben nun gezeigt, dass auch die Art der Fütterung zu den wichtigen Details gehört.

Ein Zebrafisch im Verhaltenstest

Jemand füttert Fische. Wie oft diese Fische gefüttert werden und um welche Fische es sich handelt, wurde nicht überliefert.

Bevor es zum eigentlichen Verhaltenstest im unbekannten Aquarium kommt, werden die Tiere ausgewählt und dem zu testenden Faktor ausgesetzt (zum Beispiel einem Pflanzenschutzmittel). Dann werden die Fische in den neuen Tank gesetzt und beobachtet. Dass der Zeitpunkt der letzten Fütterung vor dem Test eine Rolle spielt, ist eine neue Erkenntnis: vergingen drei Stunden dann waren die Fische mutiger, das heißt sie hielten sich öfter an der Wasseroberfläche auf. Sowohl bei kürzeren als auch bei längeren Zeiträumen zeigten sich die Zebrafische ängstlicher. Alle anderen Faktoren wie die Tageslichtdauer oder die Wassertemperatur wurden nicht verändert. In einem zweiten Teil der Studie wurden die Fische unterschiedlich oft gefüttert. Zwischen sechs mal am Tag und nur jeden zweiten Tag. Es gab aber immer die gleiche Tagesmenge. Einmal täglich gefütterte Fische waren ängstlicher als jene die häufiger oder auch seltener Nahrung bekamen.

Das Verhältnis zwischen schnell verfügbarer Energie und langfristig gespeicherter Energie in den Fischen variiert mit der Art der Nahrungsaufnahme. Wie genau es dazu kommt und vor allem was dies für das Verhalten bedeutet ist nicht einfach zu erklären. Wichtig ist hier aber vor allem, dass eben nur die Art der Fütterung verändert wurde. Die Fütterungsdetails sind aber bisher teilweise nicht wichtig genug genommen worden. In manchen Studien des Zebrafischverhaltens wird nur die Fütterungshäufigkeit genannt und manchmal nicht einmal diese. Die Brasilianischen ForscherInnen vermuten nun, dass beobachtete Abweichungen gleichartiger Experimente in verschiedenen Laboren der Welt genau darauf zurückzuführen sind: auf verschiedene Rhythmen in der Fütterung und auf den Abstand zur letzten Mahlzeit. Allerdings müsste auch diese Behauptung von anderen Forschungsgruppen noch bestätigt werden.

“Modellorganismen”

Der Zebrafisch gehört zu den Tierarten, die der Mensch besonders häufig für wissenschaftliche Studien benutzt. Sie sind einfach zu züchten und sie wachsen sehr schnell. Deshalb werden sie auch gerne in Hobbyaquarien gehalten. Außerdem sind sie am Anfang ihrer Entwicklung durchsichtig und ihre Gene haben erstaunlich viele Gemeinsamkeiten mit denen des Menschen. Das macht sie für die Wissenschaft interessant, zum Beispiel in der Genetik, den Neurowissenschaften oder in der Pharmakologie. Tausende Veröffentlichungen, die sich auf den Zebrafisch beziehen, sind seit dem Jahr 2000 erschienen. Zebrafische sind daher sogenannte Modellorganismen. Andere bekannte Arten, die zu den Modellorganismen zählen, sind Bäckerhefe, Fruchtfliegen, Mäuse, Ratten und auch Hunde (siehe auch “Über uns”).

©Niko Komin (Follow

Dazu passender Artikel: “Schwierigkeiten alleinerziehender Blaumeisen” aus dem Juni 2018.

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