Touristen hauptverantwortlich für Plastik am Strand

Grauer Mülleimer aus Plastik am Sandstrand. Strohsonnenschirme, Liegen, Personen. Im Hintergrund das Meer un am Horizont Berge.
Mülleimer am Strand von Can Picafort, Mallorca. Foto: Marco Verch, (CC BY 2.0)

Das Mittelmeer hat eine starke Anziehungskraft. Die Länder der Region empfangen etwa ein Viertel des gesamten weltweiten Tourismus. Nicht alle der Touristinnen und Touristen reisen zum Strand, aber doch sehr viele suchen Sonne, Sand und Meer. Und wer dann so unter der Sonne im Sand am Meer sitzt, sieht vielleicht neben Sand und Steinen auch Deckel, Gabeln und Löffel, Strohhalme und Zigarettenkippen. Alle aus haltbarem Plastik, das später in immer kleinere Teile zerbrechen wird, oft ins Wasser gelangt, Schadstoffe abgibt und von Pflanzen und Tieren aufgenommen werden kann. Verantwortlich für den größten Teil des Mülls sind die Touristen, wie eine Untersuchung aus Barcelona nahe legt. Dabei ist es eigentlich nicht schwer, das zu verhindern.

Am Mittelmeer und insbesondere auf den dortigen Inseln ist Tourismus die wirtschaftliche Lebensgrundlage vieler Menschen. Daher gibt es auch ein Interesse daran, diese Quelle des Wohlstands langfristig zu erhalten. Dazu muss man verstehen, welche Bedrohungen es gibt und wie man ihnen begegnen kann. Der EU-Regionalfond fördert verschiedene Projekte für eine nachhaltige Entwicklung im Mittelmeerraum. Zum Beispiel soll BLUEISLANDS den Zusammenhang zwischen dem Tourismus und der Produktion von Müll erkunden.

Mittelmeerkarte mit den Inseln Mallorca, Sizilien, Rab, Malta, Kreta, Mykonos, Rhodos und Zypern.

Michaël Grelaud und Patrizia Ziveri von der Autonomen Universität Barcelona schauten dazu auf Strände der Mittelmeerinseln Mallorca, Sizilien, Rab, Malta, Kreta, Mykonos, Rhodos und Zypern. Von den lokalen Behörden ließen sie zunächst jeweils drei verschiedene Strände auswählen: einen stark touristischen Strand, einen eher von lokalem Publikum besuchten und einen abgelegenen Strand. Dann wurde gesammelt. Mitarbeiter der Behörden liefen über den Strand sammelten Plastikstücke ab einem Millimeter Größe von der Oberfläche. Gegraben haben sie nicht. Den Prozess wiederholten sie mehrmals über das Jahr verteilt. Der gefundene Müll kam dann nach Barcelona und wurde dort sortiert, gezählt und entsorgt. Mehr als zehn Prozent der Fundstücke waren Zigarettenkippen, weitere zehn Prozent sogenanntes Makroplastik, also Müllstücke größer als zweieinhalb Zentimeter.

Der größte Anteil des gefundenen Plastikmülls ist eindeutig an Land entstanden, mehr als im Schiffsverkehr verloren gegangenes Plastik und Teile deren Ursprung nicht erkennbar war. Und wie ändert sich die Menge über das Jahr? Die jahreszeitlichen Schwankungen bergen auf den ersten Blick eine Überraschung: außerhalb der Urlaubssaison liegt mehr Plastikmüll am Strand als sonst, egal welcher Herkunft. Wie kann das sein?

Sauberer Sand und Wasser sind Hauptgründe für die Strandwahl von UrlauberInnen, wie verschiedene Studien gezeigt haben. Daher werden die Strände gereinigt, und zwar vor allem in der Hochsaison. Und je touristischer ein Strand ist, desto wichtiger ist für die Gemeinde ein sauberer Strand. Daher haben Grelaud und Ziveri im nächsten Schritt die letzten Säuberung berücksichtigt. Das Verhältnis der gefundenen Menge zur vergangenen Zeit ist ein Maß für den täglichen Zuwachs an Müll. Und dieser ist nun tatsächlich höher, wenn viele Touristen da sind. An Touristenstränden fällt in der Hochsaison also mehr Müll an, er wird aber häufiger weggeräumt.

Ein Traktor zieht einen Sandreiniger über einen Sandstrand. Links eine Bucht. Im Hintergrund Bäume. Dahinter ragen zwei Hochhäuser und ein Schornstein in den Himmel.
Traktor mit Strandreiniger. Hier in Helsinki. Foto: KFP, (CC BY-SA 3.0)

Aufklärung und Reinigung

Über den Schaden, den Plastikmüll im Meer anrichten kann, haben wir schon früher geschrieben. Was kann man nun gegen den Müll tun, der von BesucherInnen am Strand zurückgelassen wird? Vor allem zwei Dinge: vermeiden und beseitigen.

Eine Möglichkeit zur Vermeidung sind Sensibilisierungskampagnen, denn diese können tatsächlich wirksam sein. Nach der Bestandsaufnahme 2017 haben die Kommunen in einem Pilotversuch die BesucherInnen mit Postern, Flyern und MitarbeiterInnen über Quellen und Folgen des Mülls informiert. Außerdem haben sie Aschenbecher verteilt und fehlende Mülltonnen aufgestellt. Nach der Aktion wurde wieder das Plastik gezählt. Und siehe da: die Strandbesucher und Besucherinnen lassen dann tatsächlich weniger Müll liegen. Im Durchschnitt halb so viel wie vor der Kampagne.

Allerdings war der Pilotversuch sehr teuer. Hochgerechnet auf die gesamte Saison würden 111.000 Euro pro Kilometer Strand fällig. Kosten, welche dann die Gemeinden zu tragen hätten. Eine andere Möglichkeit wäre es, den Strand öfter zu reinigen. Da zieht morgens ein Traktor eine Reinigungsmaschine über den Strand, die den Sand siebt. Das könnte aber unterirdische Tierbehausungen zerstören, entfernt zusätzlich natürliches Strandgut wie Algen oder das Neptungras Posidonia und gefährdet dadurch letztendlich die Artenvielfalt am Strand. Wirklich gut erforscht ist die Wirkung solcher Maschinen auf die Ökosysteme aber noch nicht. Selektiver und daher besser wäre wahrscheinlich eine Säuberung per Hand, zumindest zusätzlich zu einer selteneren Reinigung per Maschine.

©Niko Komin (@kokemikal)

Hierzu passender Artikel: Mangroven und Mikroplastik vom 25.11.2020.


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