Nepal: weiteres Land schafft die Röteln ab

Südostasien: Nepal hat in einer zwölfjährigen Impfkampagne die Röteln eliminiert.

Impfausweis mit englischsprachigen Eintragungen für verschiedene Impfungen.
Impfausweis. Rubella ist das englische Wort für Röteln, Measles für Masern. Der Tine-Test ist ein veralteter Test auf Tuberkulose (Bild: frankieleon, CC BY 2.0)

Röteln galten lang als eine relativ harmlose Krankheit: ein bisschen Fieber, ein paar rote Flecken und nach drei Tagen ist alles vorbei. Obwohl auch bei Kindern Komplikationen auftreten können, sind diese sehr selten. Dass diese „Kinderkrankheit“ nicht zu verharmlosen ist, wurde spätestens 1941 klar. Damals erkannte der australische Augenarzt Norman McAlister Gregg, dass Röteln während der Schwangerschaft die Augen der Neugeborenen schädigen können.

Aber auch das Herz oder die Ohren der Kinder können unter dem Virus im Mutterleib leiden, eigentlich ist kaum ein Organ der Ungeborenen vor Schaden sicher. Besonders am Anfang der Schwangerschaft ist die Gefahr hoch, wie die britische Ärztin und Statistikerin Julia Bell 1959 erkannte (Bell, 1959).

Bis das auslösende Virus isoliert und darauf aufbauend dann 1969 eine Impfung entwickelt wurde, kam es Anfang der 1960er Jahre zur letzten großen Epidemie in Europa und den USA. Das amerikanische Gesundheitsministerium schätzte, dass während des Ausbruchs über zwölf Millionen AmerikanerInnen an Röteln erkrankten. Allein achttausend Kinder kamen als Folge dieser Epidemie gehörlos zur Welt, fast viertausend gehörlos und blind (CDC). Stanley Plotkin – Arzt, Impfforscher und Mitentwickler einer Rötelnimpfung – schrieb 2006 über diese Zeit: „Alle, die damals Pädiatrie oder Geburtshilfe praktizierten, erinnern sich schmerzhaft an die vielen Tragödien, als Familien mit der Entscheidung zwischen therapeutischen Abbrüchen und ernsthaft geschädigten Kindern rangen.“ (Plotkin, 2006)

Mit der Impfung könnten diese Tragödien der Vergangenheit angehören. Um der Ausbreitung wirklich etwas entgegenzusetzen, müssen so viele Menschen wie möglich immunisiert werden, am besten zweimal. Im Falle der Röteln ist die Wiederholung keine Auffrischung sondern zielt auf jene Menschen ab, bei denen die erste Immunisierung wirkungslos war. Finnland begann 1982, Kinder und junge Erwachsene systematisch zweimal zu impfen (Peltola, 1994). Zwölf Jahre später meldete Finnland als erstes Land der Welt, die Röteln los zu sein. Die Impfungen in Finnland waren übrigens freiwillig (und kostenlos).

Nach und nach übernahmen andere Länder das Programm der flächendeckenden und zweimaligen Impfung und es wird enger für die Röteln: der amerikanische Kontinent ist seit 2015 rötelnfrei (PAHO, 2015). Mit einigen Ausnahmen ist die Krankheit in auch Europa heute weitgehend zurückgedrängt, Asien machte in den letzten Jahren große Fortschritte. Seit August zählt Nepal zu den rötelfreien Ländern (WHO, 2025). Nepal führte die Impfung 2012 ein, unterstützt von wiederholten nationalen Kampagnen. Trotz mehrere Hindernisse, wie ein schweres Erdbeben in 2015 und der COVID-19-Pandemie, sind heute 95 Prozent der Menschen in Nepal mindestens einmal gegen Röteln geimpft.

Weltkarte des Röteln-Status für einzelne Länder. Endemisch: ganz Afrika außer Ägypten, große Teile Asiens und der arabischen Halbinsel. Eliminiert: Rest.

Könnte die Erde eines Tages komplett frei von Röteln sein? Die Chancen stehen gut. Röteln werden ausschließlich von Mensch zu Mensch übertragen, das Virus kommt in keiner anderen Tierart vor. Eine endgültige, weltweite Ausrottung der Krankheit ist realistisch, die Anstrengungen gegen Pocken haben es vorgemacht, seit 1978 hat es keine Pockeninfektion gegeben.

Andere Infektionskrankheiten, die nur im Menschen vorkommen, sind Polio, Masern, Mumps, Diphtherie und Keuchhusten. In der Regel wird gegen Röteln in einer Kombination geimpft, die auch Wirkstoffe gegen Mumps und Masern enthält. So sind der Aufwand und die Kosten ungemein kleiner als bei separaten Immunisierungen und man sieht, dass die Zahl der Ansteckungen für die drei Infektionskrankheiten sich in etwa parallel entwickeln.

Solange noch Erreger im Menschen vorkommen, besteht aber die Gefahr neuer Ausbrüche. Zum einen bringen Reisende Infektionen aus dem Ausland mit, zum Anderen lässt bei manchen die Bereitwilligkeit zur Impfung nach. Dann entstehen Löcher im Impfschutz der Bevölkerung und ein einzelner Re-Import birgt die Gefahr eines ernsthaften Problems. Es braucht hohe Durchimpfungsraten und eine enge Überwachung der Krankheitsfälle.

Andere Gute Nachrichten: Kenia hat Afrikanische Schlafkrankheit, Trypanosomiasis beseitigt (WHO Meldung). Die Krankheit löst ein Parasiten aus, der beim Biss einer Tsetsefliege von Mensch zu Mensch und von Tier zu Mensch übertragen werden kann.

©Niko Komin (@kokemikal)

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